Die Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt bleibt eine große Herausforderung. Laut einem aktuellen OECD-Bericht ist die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung in den OECD-Ländern 2,3 Mal höher als die von Menschen ohne Behinderung. Zudem liegt die Beschäftigungsquote um 27 Prozentpunkte niedriger.
In diesem Beitrag wird das OECD-Papier „Using AI to Support People with Disability in the Labour Market“ vorgestellt, das die Chancen und Risiken der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung untersucht.
Potenzial von KI zur Förderung der Beschäftigung
Das Papier identifiziert 142 KI-gestützte Lösungen, die Menschen mit Behinderung im Arbeitsmarkt unterstützen könnten. Diese Lösungen werden in vier Hauptkategorien unterteilt:
- Behinderungsspezifische Lösungen: Diese Lösungen machen den größten Teil aus und umfassen Technologien wie Live-Untertitelung für Gehörlose oder Bildverarbeitung für Sehbehinderte. Beispiele sind Algorithmen zur Erkennung von Bildern, die Blinden ermöglichen, die Welt um sich herum zu hören, oder KI-gestützte Prothesen zur Korrektur des Gangs .
- Anpassung der Umgebung: Ein Viertel der identifizierten Lösungen zielt darauf ab, Inhalte und Arbeitsplätze zugänglicher zu machen. Beispiele hierfür sind Algorithmen, die Texte für neurodiverse Personen zugänglich machen, oder Werkzeuge zur Vermeidung von Diskriminierung bei der Stellenbesetzung.
- Verbesserung der Zugänglichkeit auf Metaebene: Diese Lösungen verbessern Prozesse, die ihrerseits die Zugänglichkeit fördern. Ein Beispiel ist ein britisches Unternehmen, das KI einsetzt, um den Prozess der Arbeitsplatzanpassung zu optimieren, indem es Empfehlungen für unterstützende Technologien basierend auf den Bedürfnissen der Mitarbeiter gibt.
- Eröffnung neuer Arbeitsmöglichkeiten: Einige Lösungen schaffen neue Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung, zum Beispiel durch Fernsteuerungstechnologien in der Logistik oder Anwendungen zur Live-Untertitelung von Gesprächen.
Herausforderungen und Risiken
Obwohl KI das Potenzial hat, die Beschäftigungssituation von Menschen mit Behinderung zu verbessern, gibt es auch erhebliche Risiken und Herausforderungen:
- Datensicherheit und Datenschutz: KI-Systeme könnten die Privatsphäre von Menschen mit Behinderung gefährden, indem sie diese aufgrund ihrer Einzigartigkeit leichter identifizierbar machen.
- Diskriminierung: Algorithmen könnten eingebettete Vorurteile verstärken und zu diskriminierenden Ergebnissen führen. Ein Beispiel hierfür ist die mangelnde Zuverlässigkeit von Gesichtserkennungssoftware bei Menschen mit Behinderung.
- Barrieren bei der Entwicklung und Implementierung: Es mangelt an finanziellen Mitteln für Forschung und Entwicklung sowie an geeigneten Daten und Fachkräften. Zudem erschweren hohe Kosten und geringe Bekanntheit der Lösungen ihre Verbreitung.
Rolle der Regierungen
Um die Chancen von KI voll auszuschöpfen und die Risiken zu minimieren, spielt die Regierung eine entscheidende Rolle. Der Bericht empfiehlt:
- Förderung der Forschung: Bereitstellung von Mitteln für die Erforschung von KI-Lösungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung zugeschnitten sind.
- Regulierung und Standardisierung: Einführung von Vorschriften, die sicherstellen, dass KI-Produkte diskriminierungsfrei und zugänglich sind. Dies könnte durch überarbeitete Haftungsgesetze und Beschaffungsrichtlinien geschehen.
- Sensibilisierung und Schulung: Verbesserung der IT-Kompetenz von Endnutzern und Förderung der Interoperabilität zwischen neuen KI-Lösungen und bestehenden Technologien.
Fazit
Der Bericht der OECD zeigt, dass KI das Potenzial hat, die Beschäftigungssituation von Menschen mit Behinderung erheblich zu verbessern. Es ist jedoch entscheidend, dass die Entwicklung und Implementierung dieser Technologien sorgfältig überwacht wird, um Diskriminierung zu vermeiden und die Inklusion zu fördern. Die Empfehlungen des Berichts bieten einen wertvollen Leitfaden für politische Entscheidungsträger, um die Chancen von KI bestmöglich zu nutzen und gleichzeitig ihre Risiken zu minimieren.
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