Kaufen Sie gelegentlich Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum? Dann sollten Sie aktuell besonders vorsichtig sein. In letzter Zeit häufen sich bei mir die Fälle, in denen brave, lebenserfahrene Bürger plötzlich wegen des Verdachts der Geldwäsche ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten (ich hatte schon auf LinkedIn berichtet). Was ist da los?
Der Hintergrund
Der Kauf von Kryptowährungen an sich ist keine Straftat, solange keine besonderen Umstände hinzutreten. Doch genau hier liegt das Problem: Der weit gefasste Tatbestand der Geldwäsche (§ 261 StGB) trifft auf die Transparenz der Blockchain-Technologie. Viele Menschen wissen nicht, dass sie sich bereits strafbar machen können, wenn sie ahnungslos Kryptowährungen erwerben, die zuvor in kriminellen Aktivitäten verwendet wurden – sei es im Darknet oder bei Ransomware-Erpressungen. Es reicht schon, dass die Kryptowährung irgendwann vorher durch eine Straftat erlangt wurde.
Die rechtlichen Risiken
Die Konsequenzen können dramatisch sein: Vermögensarreste sind keine Seltenheit, auch bei vergleichsweise kleinen Beträgen. Die Bank friert das Konto ein, und häufig erfährt man erst später durch Post von der Polizei, dass man ins Visier geraten ist. Selbst wenn das Strafverfahren eingestellt wird, droht weiterhin die Einziehung der bemakelten Kryptowährung – selbst wenn man diese in gutem Glauben gekauft hat.
Wer mit Kryptowährungen agiert, muss umsichtig sein – es wird gerne unterschätzt, wie im modernen Finanzleben Verdachtsmeldungen auf Geldwäsche existieren. So ist der schlichte Handel mit Bitcoin nicht verboten; je nachdem wie man agiert können sich aber erhebliche Probleme ergeben:
- Bargeldkontrolle: Wer Bitcoin gerne „offline“ verkauft – das gibt es tatsächlich, sei es in Paperwallets oder mit einem Transfer vor Ort bei Übergabe von Bargeld – sitzt hinterher auf einer beträchtlichen Menge Bargeld; wenn dies bei einer Bank eingezahlt wird, schrillen hier schnell die internen Alarmglocken, etwa wenn sonstige Einnahmen Rückschlüsse auf den Lebensstil zulassen; hier ergeht dann eine Geldwäsche-Mitteilung des Finanzhauses, was Ermittlungen auslöst; ob man die Schwelle von 5000 Euro je Einzahlung überschritten hat, ist dabei zwar durchaus aber nicht zwingend von Bedeutung;
- Überweisungen: Auch wenn Einzahlungen der primäre Aufhänger für Ermittlungen der Compliance-Abteilungen sind, so zeigt die Erfahrung, dass auch Überweisungen schnell Interesse wecken können – wenn etwa zu den sonstigen (dauerhaften) Einnahmen regelmäßig eingehende hohe Überweisungen von Kryptobörsen scheinbar gar nicht passen, gibt es Geldhäuser, die hier inzwischen reagieren. Hintergrund sind die übermäßigen Fälle der Geldwäsche im Zusammenhang mit Phishing, wo man arglose Finanzagenten anwirbt.
Ich schreibe bewusst aktuell vermehrt zu dem Thema, weil sich immer mehr Menschen bei mir melden, die Haarsträubendes zu berichten wissen. Insbesondere die Suche nach geeigneten Anwälten wird mir mitunter als Horrorszenario berichtet, von lächerlich übertriebenen Stundensätzen bis hin zu fragwürdigem Verhalten im Umgang mit der Problematik gegenüber der Staatsanwaltschaft.
Was tun?
- Bleiben Sie vorsichtig: Seien Sie sich der Risiken bewusst, die mit dem Handel von Kryptowährungen einhergehen können.
- Kein selbst rumwurschteln: Auch wenn Wikipedia und ChatGPT viele Informationen bieten, können sie kein Ermittlungsverfahren ersetzen. Gehen Sie nicht zur Polizei ohne rechtlichen Beistand.
- Fachanwalt einschalten: Suchen Sie sofort einen Strafverteidiger auf, der sich mit solchen Fällen auskennt. Eine unbedachte Aussage kann das Verfahren erheblich erschweren und die Kosten in die Höhe treiben.
- Finger weg von Mixern: Benutzen Sie keine Kryptomixer, um vermeintlich Geldflüsse zu verschleiern. Das mag auf den ersten Blick helfen, führt aber dazu, dass man schnell Vorsatz unterstellen kann!
Nachvollziehbarkeit von Bitcoin-Transaktionen: Ein Beispiel
Bitcoin-Transaktionen sind aufgrund der Blockchain-Technologie grundsätzlich transparent und für jeden einsehbar. Diese Transparenz ist einer der Kernaspekte von Bitcoin, der sowohl Vorteile als auch Risiken mit sich bringt.
Wie funktionieren Bitcoin-Transaktionen: Die Blockchain ist ein öffentliches, dezentrales Hauptbuch, das alle Bitcoin-Transaktionen seit ihrer Entstehung aufzeichnet. Jede Transaktion wird in einem Block gespeichert, und diese Blöcke sind in chronologischer Reihenfolge miteinander verkettet.
Jede Transaktion enthält Informationen über den Absender, den Empfänger und die Anzahl der übertragenen Bitcoins. Diese Informationen sind nicht direkt personenbezogen, sondern werden durch pseudonyme Bitcoin-Adressen repräsentiert. Bitcoin-Adressen sind abgeleitete Hashes von öffentlichen Schlüsseln. Diese Adressen sind für alle sichtbar und können zurückverfolgt werden.
Ein Block Explorer ist ein Online-Tool, das es ermöglicht, die Blockchain zu durchsuchen. Damit kann jeder die Details jeder Transaktion und den Status von Adressen einsehen.
Beispiel für die Nachverfolgung einer Bitcoin-Transaktion
Nehmen wir an, Alice sendet 1 Bitcoin (BTC) an Bob. Diese Transaktion kann wie folgt nachvollzogen werden:
- Transaktion initiieren: Alice erstellt eine Transaktion, in der sie 1 BTC von ihrer Bitcoin-Adresse an Bobs Bitcoin-Adresse sendet. Diese Transaktion wird signiert und an das Bitcoin-Netzwerk gesendet.
- Verifizierung und Aufnahme in die Blockchain: Die Transaktion wird von den Bitcoin-Minern verifiziert und in einen Block aufgenommen. Dieser Block wird dann zur Blockchain hinzugefügt.
- Transaktions-ID (TxID): Jede Transaktion erhält eine eindeutige Transaktions-ID. Diese ID kann verwendet werden, um die Transaktion in einem Block Explorer zu suchen.
Beispiel-Transaktion mit Block Explorer
Nehmen wir an, die Transaktions-ID (TxID) ist d6aee9e57287c2b30b5f2d71d8eae8403d3b54a3a4410ae20b98a2fbc2a0ee71
.
- Block Explorer öffnen: Öffnen Sie einen Block Explorer, z.B. blockchain.com.
- TxID suchen: Geben Sie die Transaktions-ID in die Suchleiste ein und starten Sie die Suche.
- Transaktionsdetails anzeigen: Der Block Explorer zeigt die Details der Transaktion an, einschließlich:
- Absenderadresse (Alice’s Adresse)
- Empfängeradresse (Bob’s Adresse)
- Übertragene Menge (1 BTC)
- Zeitstempel der Transaktion
- Bestätigungen: Anzahl der Blöcke, die seit der Aufnahme der Transaktion zur Blockchain hinzugefügt wurden.
Beispiel-Transaktionsdetails:
TxID: d6aee9e57287c2b30b5f2d71d8eae8403d3b54a3a4410ae20b98a2fbc2a0ee71
Absender: 1A1zP1eP5QGefi2DMPTfTL5SLmv7DivfNa (Alice's Adresse)
Empfänger: 1BoatSLRHtKNngkdXEeobR76b53LETtpyT (Bob's Adresse)
Menge: 1 BTC
Zeitstempel: 2024-08-02 12:34:56
Bestätigungen: 3
Durch die Nachvollziehbarkeit von Bitcoin-Transaktionen bietet die Blockchain eine transparente Möglichkeit, Geldflüsse zu überwachen. Dies ist nützlich für legale Überprüfungen, birgt aber auch das Risiko, dass ahnungslose Nutzer in kriminelle Ermittlungen verwickelt werden, wenn sie unwissentlich Bitcoins erwerben, die in illegalen Aktivitäten involviert waren. Daher ist es wichtig, sich dieser Risiken bewusst zu sein und im Zweifel rechtlichen Rat einzuholen. Bedenken Sie also, dass die Nachverfolgbarkeit von Kryptowährungen im Alltag ein echtes Problem sein kann, ich hatte dazu im Blog und auf LinkedIN bereits berichtet.
Ausblick
Die Nachverfolgbarkeit von Bitcoin und Ethereum ist Fluch und Segen zugleich. Während sie Transparenz bieten, können sie auch dazu führen, dass unschuldige Bürger plötzlich in kriminelle Ermittlungen verwickelt werden. Handeln Sie daher umsichtig und konsultieren Sie bei Verdacht auf rechtliche Probleme immer einen erfahrenen Strafverteidiger, der auch weiß, was zu tun ist.
Achten Sie darauf, dass Ihr Anwalt ordentlich arbeitet, ich höre im Moment oft das gleiche: Hohe Stundensätze, wenig eigene Schriftsätze und die Mandanten arbeiten teilweise in Eigenregie. So funktioniert das nicht. Mein Rat: Telefonieren Sie, rufen Sie eine Handvoll Anwälte an und finden Sie heraus, wer verfügbar ist und sich Zeit nimmt – also wo man nicht nur das Sekretariat am Hörer hat. Hören Sie auf, nur aufs Geld zu blicken: Persönliche Verfügbarkeit Ihres Strafverteidigers ist in einem Strafverfahren neben fachlicher Qualifikation das Wichtigste, Sie wollen schließlich einen Anwalt und kein Büro!
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