Deutschland steht bei der Entwicklung und Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) vor großen Chancen, aber auch erheblichen Herausforderungen. Laut der aktuellen Analyse der KfW Research zeigt sich ein gemischtes Bild: Während Deutschland in der KI-Forschung stark ist, hinkt es bei der Kommerzialisierung und dem internationalen Handel mit KI-Produkten hinterher. Diese Schwächen müssen angegangen werden, um die Chancen von KI für Produktivitätssteigerungen, Wirtschaftswachstum und die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen vollständig zu nutzen.
Aktueller Stand der KI in Deutschland
Deutschland hat als Anbieter von KI-Lösungen noch keine führende Position erreicht. Der Abstand zu den weltweit führenden Ländern, insbesondere den USA und China, ist erheblich. Während Deutschland nur 6 % der weltweiten KI-Patente hält, entfallen auf die USA und China jeweils über 25 %. Auch im internationalen Handel zeigt sich eine Schwäche: Der RCA-Wert (Revealed Comparative Advantage) für Deutschland liegt bei -57, was auf deutliche Handelsnachteile bei KI-Produkten hinweist.
Positiv ist hingegen die leistungsfähige KI-Forschung in Deutschland. Deutsche Forschungseinrichtungen wie die TU München und die Max-Planck-Institute gehören zu den Top-50 weltweit. Zudem nutzen deutsche Unternehmen KI im europäischen Vergleich häufiger als andere, was zeigt, dass die technologische Akzeptanz vorhanden ist, aber noch weiter ausgebaut werden muss.
Potenzial von KI für Deutschland
KI bietet Deutschland zahlreiche Möglichkeiten, insbesondere in Bezug auf die digitale Transformation, Produktivitätssteigerungen und die Bewältigung der demografischen Herausforderungen. Es wird geschätzt, dass das Marktvolumen für KI in Deutschland bis 2030 auf 27 Milliarden Euro ansteigen wird, mit jährlichen Wachstumsraten von rund 15 %. Langfristig könnte KI das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 11,3 % erhöhen.
Darüber hinaus kann KI ein Hebel sein, um die Auswirkungen des Fachkräftemangels abzumildern und zur Erreichung der Klimaziele beizutragen, etwa durch effizientere Ressourcennutzung und die Unterstützung der Energiewende.
Internationale Vergleiche und Handlungsempfehlungen
Im internationalen Vergleich steht Deutschland bei der KI-Anwendung besser da als bei der Entwicklung neuer Technologien. Während die USA und China die Innovationsführer sind, hat Deutschland als größter Wirtschaftsmotor Europas das Potenzial, sich zu einem starken Anwender zu entwickeln. Der Weg zu einer führenden Position als Entwickler hochwertiger KI-Lösungen ist jedoch noch weit.
Die zentralen Herausforderungen bestehen in der Erhöhung der digitalen Reifegrade der Unternehmen, der Verbesserung der digitalen Kompetenzen in der Bevölkerung und der Beseitigung von Finanzierungshemmnissen. Der Aufbau einer leistungsfähigen Recheninfrastruktur und der Zugang zu Trainingsdaten sind weitere wesentliche Punkte, um die technologische Basis für eine starke KI-Industrie zu schaffen.
Ausblick
Die deutsche Wirtschaftspolitik muss kurzfristig darauf abzielen, KI-Anwendungen breit in den Unternehmen zu verankern, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Langfristig gilt es, auf der Basis der starken akademischen Forschung die Entwicklung und Kommerzialisierung von KI-Produkten voranzutreiben. Die Schaffung eines starken KI-Ökosystems, das Start-ups unterstützt und den Technologietransfer fördert, ist dabei von entscheidender Bedeutung.
Deutschland hat das Potenzial, seine Position in der globalen KI-Landschaft zu verbessern. Um dies zu erreichen, sind gezielte Maßnahmen erforderlich, die auf die Stärkung der Kompetenzen, die Verbesserung der Infrastruktur und die Förderung von Innovation und Wettbewerb abzielen. Mit einer konsequenten Doppelstrategie könnte Deutschland sowohl kurz- als auch langfristig zu einem führenden Anbieter hochwertiger KI-Lösungen aufsteigen und die damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potenziale voll ausschöpfen.
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